Ein Jahr im Leben von Zap

Der Schlussapplaus ist verklungen.

Wir montieren die abgenutzten Bretter ab, die drei Monate lang für uns die Welt bedeuteten. Das Ensemble nimmt Abschied. Die Traktoren stampfen sich einsam durch die winterliche Landschaft und bringen unsere Wohnwagen nach Hause ins Winterquartier. Die Kostüme erleben den finalen Besuch in der Reinigung und der Bürostuhl verlangt uns noch zwei Wochen lang die obligate Pflichtkür ab.
Nun können wir auch die Tür zum Requisitenlager zuziehen und den Schlüssel im Schloss drehen. Comedia Zap hat sich wieder auf die kleinste Formation verdichtet.

Vor uns liegt freie Zeit, die solange andauert, bis unser Telefon gnädig das nächste Engagement verkündet. Hin und wieder huscht wie eine Fata Morgana ein Wortfetzen einer Szene oder eine Geste aus der vergangenen Show durch unsere Köpfe. Irgendwer summt unbewusst während des täglichen Trainings die Melodie dazu.

Es klingelt das Telefon, es ist unser Freund und Agent. April und Mai stehen ab sofort im Zeichen der Feierlichkeiten für das 200-jährige Bestehen einer Firma. Wir hängen uns in die Vollen und entwickeln während mehr als einem Monat kreative Konzepte für die Unterhaltung der hohen Gäste, bauen riesige Requisiten, organisieren über fünfzig Kostüme, schreiben die Texte.
Comedia Zap wächst wieder auf über zehn Schauspieler, Artistinnen und bildende Künstler an.

Die Sommerhitze lässt mittlerweile die Luft flimmern. Zwischen einzelnen Auftritten versteckt räkelt sich in den hinteren Ecken der Fantasie, irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit, die Eingebung für das neue Varieté-Programm. Wir müssen das Thema zu fassen kriegen, denn im Juli soll der frische Flyer realisiert werden. Zärtlich schleichen wir uns heran, damit die Brutalität der Terminplanung die zarten Luftschlösser nicht überrollt.
Noch ist die Idee wie eine Seifenblase, die jeden Moment zu zerplatzen droht. Und doch gilt es, mit Vollgas abzuklären, ob wir wieder das Glück haben, Künstlerinnen und Artisten für das neue Stück zu gewinnen, die unerlässlich sind, um ein solches Projekt umsetzen zu können.

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ist mittlerweile Ende August, das Klingeln des Telefons reisst uns aus den Vorbereitungen. Eine sympathische Frau am anderen Ende der Leitung fragt uns an, ob wir für den Geburtstag ihres Mannes aufspielen könnten. Nach einigem Abwägen entscheiden wir uns, diesen Auftrag anzunehmen, den letzten, bevor wir uns ganz auf das Varieté konzentrieren werden.

Anfang Oktober fliegen Finger über eine Tastatur. Die ersten artistischen Nummern sind nach wochenlangem Proben im „Rohbau“ fertig. Der Drucker spuckt meterlang die Materialliste für den Zoll auf den Tisch. Tonnenschwer reisen wir in die Intensivproben nach Frankreich, wo unsere Kreation die endgültige Form finden soll.

Einmal mehr sind internationale Künstler aus verschiedenen Bereichen der Bühnenkünste im Comedia Zap zusammengekommen, um mit einem neuen komödiantischen Spektakel, höchste Lustbarkeit zu bereiten. Zur Premiere im November erklingt dann der erste Applaus, und dieser begleitet uns bis in den Februar, wo zur späten Stunde der letzte Vorhang fällt.